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Rückblick auf den Ökumenischen Kirchentag

Vereint an einem Tisch – oder doch nicht?

Installation zum ökumenischen Kirchentag auf der Hauptwache

Der ÖKT fand ja dieses Jahr fast nur digital statt, sichtbar wurde er eigentlich nur auf der Hauptwache vor der Katharinenkirche, wo eine Tischinstallation ein Hingucker war – und ein Treffpunkt für Menschen, die in dieser kontaktarmen Zeit so etwas wie Kirchentagsgefühl suchten…

Tische und Stühle in verschiedener Höhe, beim richtigen Blick zu einer einzige Tafel verbunden, spielten auf das gemeinsame Abendmahl an, das dann auch auf dem ÖKT doch wieder nur bedingt gemeinsam gefeiert werden konnte. Und auch die Installation wirkte von manchen Seiten eher wie das zerschnittene Tischtuch. Die Organisator*innen des ÖKT hatten verschiedenste Gruppe eingeladen, die Installation zu bespielen: von Oikocredit bis Maria 2.0 wurde der Tisch zu eine Projektionsfläche für die Themen, die uns als Gesellschaft bewegen. Dabei wurde oft sichtbar, wie sehr das Zerschneidende uns betrifft und wie wenig das Verbindende unsere Gesellschaft trägt.

Die Frankfurter Tafeln (Foto Kleber) zeigten den Riss durch unsere Gesellschaft, in der einige im Überfluss schwelgen, andere im Müll nach Pfandflaschen oder Verwertbarem suchen und auf die Tafeln angewiesen sind, dass sie genug zu essen haben. Und leider steigt die Zahl derer, die auf Unterstützung durch die Tafeln angewiesen sind.

Kaum ein Thema erhitzt uns derzeit so sehr wie der aktuelle Israel-Palästina-Konflikt. Bei der Kundgebung am Samstag ging der Riss/die Mauer mitten zwischen die Tische hindurch: hier diejenigen, die ein freies Palästina forderten, dort diejenigen, die sich für das Recht Israles einsetzten – und mittendrin die Polizei, die die beiden Gruppen auseinanderhalten musste, damit die Gewalt auf unserer Hauptwache nicht eskalierte. Nicht vereint an einem (Verhandlungs-)Tisch, sondern durch Absperrungen getrennt. Symbol dafür der geteilte Tisch. (Foto Lewerenz)

Dass Menschen ihre sexuelle Identität angst- und repressungsfrei leben können ist auch im toleranten Frankfurt nicht selbstverständlich, weltweit sowieso nicht. Am Ende des ÖKT verwandelte die Rainbowcrew der Frankfurter AIDS-Hilfe die Installation in eine Regenbogentafel. Der Regenbogen, das uralte Symbol des Bundes zwischen Gott und Mensch, er verbreitet Hoffnung, dass alle, wirklich alle Menschen eine Platz an der Tischgemeinschaft finden, in der nicht mehr Konfession, Religion, Herkunft, Sexualität, Bankkonto zählen, sondern, dass wir alle Mitmenschen sind, geliebt von Gott! (Foto Keibrich)

Ihr Pfr. Olaf Lewerenz