Weltgebetstag der Frauen

Palästina steht im Mittelpunkt des Weltgebetstags 2024, den wir am Freitag, den 1. März begehen. Schon 2017 wurde auf der Internationalen Weltgebetstagskonferenz in Brasilien beschlossen, dass Palästina den WGT 2024 gestalten wird. Christliche Palästinenserinnen schrieben eine Liturgie für die Welt, in der sie ihren Blick auf die eigene Geschichte und den Alltag teilen. Die Hoffnung auf Frieden im Land und in der Welt bringen sie zum Ausdruck.

Informiert beten – ein Muss

 Seit dem 7. Oktober 2023 hat sich das Leben für die Menschen in Palästina und Israel gravierend verändert. Die Terrororganisation Hamas griff aus dem Gazastreifen heraus Israel an. Über 2500 Menschen starben auf beiden Seiten in den ersten Tagen des Krieges. Niemand weiß, was in den nächsten Wochen und Monaten passieren wird. Terror, Angst und Krieg bestimmen für viele den Alltag und die Gedanken.

Der Weltgebetstag lädt in jedem Jahr ein, informiert zu beten. Das liegt durch die aktuelle Situation in der Region auf der Hand, aber es ist für uns als Deutsche auch 2024 ein Muss. Deutschland als Nation trägt über Jahrzehnte durch Kriege und Verbrechen an der Menschheit eine Mitverantwortung für den Konflikt in der Region. Gerade in Zeiten des immer wieder aufbrechenden Antisemitismus und erschreckendem Nationalismus wird es Aufgabe am Weltgebetstag sein, wissend um Fakten, in das Beten der Liturgie aus Palästina einzustimmen. Dabei wird uns das Gebet um Frieden in der Region tragen, auch wenn ein Frieden momentan kaum denkbar erscheint.

Palästina

Palästina ist zum einen eine geographische Bezeichnung der Region vom Jordangraben im Osten über die Negev-Wüste im Süden, das Mittelmeer im Westen und dem Karmelgebirge im Norden. Zum anderen wurde der Staat Palästina 1988 von der PLO, der Palästinensischen Befreiungsorganisation, ausgerufen, und ist bis heute von 138 Staaten anerkannt. Deutschland, Österreich und die Schweiz pflegen diplomatische Beziehungen, aber sprechen keine Anerkennung aus. Der Staat ist heute in drei Landflächen aufgeteilt, das Westjordanland, den Gaza-Streifen und Ost-Jerusalem.

Die Fläche des Landes umfasst 6020 km², dabei ist der Gazastreifen mit seinen 365 km² etwas kleiner als Köln. Doch es wohnen dort doppelt so viele Menschen. Die Palästinensischen Autonomiegebiete sind politisch zweigeteilt: Die Hamas kontrolliert den Gaza-Streifen, die Fatah das Westjordanland und Ost-Jerusalem.

Im Westjordanland leben über 3,2 Millionen und im Gaza-Streifen 2,2 Millionen Palästinenser. In Israel zählt man 2,0 Millionen arabisch-stämmige Menschen. Sie machen 20% der Bevölkerung aus und leben oft in den arabischen Städten oder in Stadtteilen in Israel. Rund 6,4 Millionen Palästinenser leben in arabischen Ländern und 1 Million in anderen Ländern der Erde.

Leben im Land 

Haben Sie Palästina und Israel schon einmal besucht? Dann erinnern Sie sicher die anderen Kulturen, Gerüche in den Basaren und die Gastfreundschaft der Menschen. Sie erinnern aber auch Checkpoints und die Mauer, die seit den 70er Jahren gewachsen ist, um Siedlungsgebiete festzulegen. Heute leben im Westjordanland 700.000 Siedlerinnen und Siedler, umgeben von jener Mauer auf insgesamt 760 km Länge. Auf der Abbildung sieht man einen frischgepflanzten Olivenbaum auf der palästinensischen Seite der Mauer (hier ein Stacheldrahtzaun) und West-Jerusalem im Hintergrund  Sperrgebiete, Mauern mit Stacheldraht oder aus Stein und in Städten bis zu 8 Meter hohe Betonplatten als Trennung prägen das Bild. Das Besorgen einer Permit der israelischen Militärbehörde, eines Erlaubnisscheins, ist Alltag für Menschen, denn ohne Erlaubnis können sie nicht das Gebiet verlassen.

Informiert beten – betend handeln

Der diesjährige Titel „durch das Band des Friedens…“ stammt aus dem Epheserbrief 4, 1-7, den die Frauen in der Liturgie auslegen. Der Olivenbaum ist ein Symbol, dass sich durch die Liturgie des Weltgebetstags zieht. Der Olivenbaum gilt als Symbol für die Verwurzelung der Palästinenser mit ihrem Land. Landwirtschaft ist das Rückgrat der palästinensischen Wirtschaft, das wichtigste Exportprodukt ist kaltgepresstes Olivenöl. Das Motto der Internationalen WGT-Bewegung lautet „informiert beten und betend handeln“. Das muss auch 2024 gelten, wenn wir auf die Frauen in Palästina hören. Wissend um unsere deutsche Geschichte, wissend um den Dialog der Religionen, wissend um die aktuelle Lage im Land wollen wir informiert beten, um die Hoffnung auf Frieden ins Gebet zu nehmen.
Zum Weltgebetstag am 1. März 2024 laden uns Frauen aus Palästina ein, daran zu glauben, dass wir diese Welt zum Positiven verändern können – egal wie unbedeutend wir erscheinen mögen “… durch das Band des Friedens”. Seien Sie mit dabei, knüpfen Sie mit am Band des Friedens und werden Sie Teil der weltweiten Gebetskette!

Elke Schmidt

 

Evangelisch-lutherische St. Katharinengemeinde