Impuls zum Ewigkeitssonntag

Dr. Lars Heinemann
Pfarrer an St. Katharinen

– und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen –

Liebe Besucher*innen der Homepage:

Es gibt Worte, die berühren mich direkt. Eines davon findet sich im Predigttext für den Ewigkeitssonntag: Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein. (Offenbarung, Kapitel 21, Vers 4)

Das ist eine unfassbare Vision, inmitten der ganzen gewaltigen Bildwelten, mit denen das Buch der Offenbarung das Ende der Zeiten ausmalt. Vieles davon ist groß und voller Prunk: Die kommende Welt wird als funkelnde Stadt beschrieben, als ein neues Jerusalem, mit Gold und Glas und Edelsteinen und Perlen. Alles ist licht und hell. Und: irgendwie auch ziemlich laut, beinahe ein wenig schrill. Etwas überzeichnet eben.

Da ist jenes Wort anders. Es kommt leiser daher. Tränen abwischen – das macht ja keine Geräusche. Es ist ein leises Bild. Und ein zartes. Gott selbst wird dafür sorgen, dass es keinen Schmerz mehr gibt, und kein Leiden. Eine Welt ohne Tod. Eine Welt im Frieden. Das ist die Vision. Und sie verdichtet sich eben in einem Bild, so anschaulich: Die Tränen werden abgewischt. Ihre. Meine.

Am Ewigkeitssonntag gedenken wir der Verstorbenen des vergangenen Kirchenjahres. Jeder und jede von uns hat das schon erlebt, was es bedeutet, einen nahen Menschen zu verlieren. Wenn eine Stimme für immer fehlt. Ein Blick. Ein Lachen. Das tut weh. Manchmal ist der Schmerz vielleicht kleiner, wenn der geliebte Mensch „alt und lebenssatt“ sterben durfte. Manchmal brennt er schlimm, wenn der Andere mitten aus dem Leben gerissen wurde.

In diesen Schmerz hinein verspricht Gott: Das bleibt nicht so. Deine Tränen sollen getrocknet werden. Dein Schmerz wird ein Ende haben. Der Tod soll nicht das letzte Wort behalten.

Wie das genau aussehen wird? Wir wissen es nicht. Vielleicht ja tatsächlich als eine große Stadt, in der wir alle friedlich miteinander leben. Vielleicht als ein großes Festessen, ein Gastmahl – auch so stellt sich das Neue Testament jene neue Welt nach dem Tod vor. Jedenfalls: Fröhlich soll es dort sein, ausgelassen, licht und leicht. Und eben: Ohne bittere Tränen. Die sind dann Geschichte.

Es wird nicht Tod sein. Sondern Leben.

Seien Sie getröstet. Bleiben Sie behütet. Amen

Ihr Pfarrer Dr. Lars Heinemann