Dr. Olaf Lewerenz
Stadtkirchenpfarrer
an St. Katharinen
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Triumph und Niederlage, Tod und Leben
Jetzt beginnt die Karwoche und das Drama der Kreuzigung Jesu nimmt seinen Lauf. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt, so lässt sich die Stimmung zwischen Palmsonntag und Karfreitag beschreiben.
Heute: Jesus zieht unter triumphalem Hosianna-Rufen in Jerusalem ein. Mir ist noch der Soundtrack dazu aus Jesus Christ Superstar im Ohr. Jesu Anhänger reißen Palmzweige von den Bäumen und legen ihre Mäntel auf die Straße, um Jesus einen roten Teppich zu bereiten. Doch die Stimmung kippt, an Karfreitag schreit das Volk „kreuzigt ihn!“, eindrücklich von Bach in der Johannespassion vertont.
Jesu Einzug in Jerusalem: Das Volk ruft Hosianna; die Jünger verstehen nichts; den Mächtigen in Staat und Religion ist dieser Auftritt Jesu ein Dorn im Auge, aber noch trauen sie sich nicht einzuschreiten.
Was war geschehen? Jesus hatte Lazarus auferweckt, im Johannesevangelium steht „er stank schon“, d.h. war wirklich tot. Das hatte sich herumgesprochen. Jetzt standen sie an der Straße, mache sicher nur neugierig, andere begeistert. Und sie jubelten Jesus zu. Jesus, dem erhofften Messias, Jesus dem Sohn Gottes.
Und Jesus bestärkt die Menschen in ihrer Hoffnung: er reitet zeichenhaft auf einem Esel, wie das der Prophet Sacharja 550 Jahre zuvor verheißen hat.
Damit Jesus als Messias, als Gesalbter einziehen kann, muss ihm zuvor Salböl über den Kopf gegossen werden wie David und den anderen Königen. Und tatsächlich: direkt vor dem Einzug in Jerusalem wird Jesus gesalbt. Aber ihm wird nicht der Kopf, ihm werden die Füße gesalbt. Und auch nicht von einem Propheten, sondern von einer Frau, einer Frau, die in der Religionsgeschichte oft als Prostituierte dargestellt wurde. Hier wird die Königsideologie wortwörtlich vom Kopf auf die Füße gestellt. Und nach dem Einzug zieht Jesus nicht triumphal in den Tempel ein, er wäscht seinen Jüngern die Füße. Auch nicht sehr königlich.
Im Johannesevangelium werden die Insignien der Macht verkehrt: statt würdevoller Salbung des Kopfes als Inthronisation Salböl über die Füße gekippt, statt triumphalen Einzug auf einem stolzen Pferd, ein Ritt auf einem Eselchen, statt Krönungsfeierlichkeiten wäscht Jesus staubige Füße.
Heute an Palmsonntag neigt sich die Waage zu Jesus, der das Reich Gottes lebt. Sie neigt sich zugunsten der Menschen, die an das glauben, was Jesus sagte und handelte. Am Karfreitag ist die Waage in die andere Richtung ausgeschlagen: die Mächtigen setzen mit Gewalt ihr Regiment durch – doch dann kommt noch Ostern. Endgültig lässt Gott das Pendel der Wage in Richtung des Lebens ausschlagen. Hosianna!