Impuls zum 3. Sonntag nach Epiphanias

 

Pfarrerin Dr. Gita Leber

Girolamo Frescobaldi, 1583–1643
Toccata quinta aus der 2. Buch der Toccaten
Prof. Martin Lücker an der Riegerorgel in St. Katharinen
 

Predigttext: Mt 8, 5-13 (Der Hauptmann zu Kapernaum)

Liebe Gemeinde,

„Du Morgenstern“, „du Lebensquell“, „du ewge Wahrheit“.

„Ich schäme mich des Evangeliums Jesu Christi nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben.“ (Röm 1,16)

Bekenntnisse zu Christus, dem einen Herrn unseres Lebens. Wer sie nachspricht hat den Glauben als wirkmächtige Kraft seines Lebens gefunden. Eine ewige Wahrheit, die durch das Leben trägt.

Wenn wir sie so nachsprechen können, haben wir schon unsere Erfahrungen mit Gott in unserem Leben gemacht. Und wir werden diese Bekenntnisse, die Glaubenssätze immer wieder wiederholt haben. Wer sie so nachspricht, der tut es, um sich immer gewisser und gewisser zu werden.

Diese Worte aus Choralstrophen gehen mit dem einen oder anderen von uns vielleicht schon seit der Jugend mit ihm und in jedem Lebensalter reflektieren wir sie anders; mit den Jahren werden sie uns zu tieferen Gewissheiten im Glauben führen, wenn und weil wir uns öffnen für die großen Lebensthemen und fragen. Oder Ihr Jugendlichen: Vielleicht beginnt Ihr, ein Wort wie dieses: „Du Lebensquell“ mit auf Euren Weg ins Erwachsenenleben hineinzunehmen.

Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wer hält uns in Not und Angst? Worin liegt unser Trost, wenn uns irdischer Trost nicht allein mehr helfen kann? Wer gibt uns Weisung, wie wir unser Leben führen sollen, in Anstand, Respekt, mit Achtung vor dem Leben und der Würde des anderen?

„Du Morgenstern“, „du Lebensquell“, „du ewge Wahrheit“.

Es sind Anreden an Christus, die uns das ganze Programm dieses Gottessohnes  erleuchten. Ihm vertraut die ihn so anredende Person mit all ihrer Kraft.

Im vertraut der römische Offizier, von dem Matthäus erzählt.

In dem Fischerdorf Kapernaum in Galiläa im Norden Israels, am Nordufer des

In dem Fischerdorf Kapernaum in Galiläa im Norden Israels, am Nordufer des Sees Genezaret, bittet ein römischer Offizier Jesus, einen seiner Mitarbeiter zu heilen. Warum? Die Römer waren Besatzer. Sie waren zudem auch Heiden für die Juden, das heißt, man hatte mit ihnen möglichst keinen Umgang. Schon gar nicht betrat man das Haus eines solchen Menschen, das machte unrein. Der Hauptmann weiß das. Er respektiert den Kultus des anderen. Es genügt ihm ein Wort. Er weiß, dass die Macht Christi nicht begrenzt ist auf einen Ort; oder darauf festgelegt ist, nur dort zu wirken, wohin er leibhaftig gelangt. Christi Macht überwindet Grenzen. Der Hauptmann wird in seinem Vertrauen zum Glaubensvorbild.

Die christlichen Kirchen, die diesem Christus Gottes glaubend und handelnd folgen, haben hier ihre Aufgabe und Sendung. Sie sollen den Menschen die Herzen öffnen und sie zur Gesinnung Christi führen. Er hat die Sünder und die Heiden vorbildhalft geführt durch die Kraft seiner Güte, seiner Hoffnung, seines Herzens, seines Geistes, seines Gottvertrauens, seiner eigenen Einsicht in die innersten Gesetze der Welt. Denn diese Welt ist zur Liebe geschaffen und aus Liebe geschaffen – und sie kann nur überleben in der Gesinnung der Liebe.

Überall, wo sich der Mensch um Liebe, um die Ordnung, um das Gute bemüht, dort bemüht er sich um Gott. Deshalb ist tägliche Übung wichtig, weil die Welt die Liebe und Güte braucht, um zu überleben.

Gita Leber

Johann Sebastian Bach, 1685–1750
„Wie schön leuchtet der Morgenstern” Choralbearbeitung BWV 739
Prof. Martin Lücker an der Riegerorgel in St. Katharinen