„Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.“ (Römer 12, 12)
Im Garten Gethsemane steht Jesus sein Leidensweg so deutlich vor Augen, dass er ihn, wie jeder Mensch, am liebsten vermeiden würde. „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber.“ So betet Jesus und weint. Nichts erschreckt uns so sehr wie das bevorstehende Sterben. Wir haben Angst vor körperlichen Schmerzen. Unsere moderne Medizin kann mittlerweile Viel. Die palliative Medizin kann Leidende vor den schlimmsten Schmerzen schützen – wie ein Mantel (pallium) vor der Kälte. Nicht nur die ärztliche Hilfe kann Sterbende trostreich begleiten. Angst vor dem Sterben ist auch begleitet von dem Leid des Abschiednehmens. Trost bedeutet, einen Menschen wahrzunehmen und im Leiden nicht alleine zu lassen. So bittet auch Jesus drei seiner Freunde, mit ihm zu wachen, bei ihm zu bleiben. „Meine Seele ist zu Tode betrübt, bleibt hier und wachet mit mir.“ Er bittet nicht um ihr Mitleid, sondern er möchte, dass sie mitleiden. Mitleiden ist nicht mit Mitleid gleich zu setzen. Mitleiden gehört unverzichtbar zur menschlichen Lebensbegleitung.
Unverzichtbar ist das mitfühlende seelsorgliche Gespräch, ein Mitgehen auf schweren Wegen, ein Dabei-Bleiben, ein Wachen, ein gemeinsames Hören auf die Klagen und Wünsche des anderen. Mitleiden ist, dass einem selbst das Schicksal der anderen zu Herzen geht und innerlich weht tut. Wir öffnen uns im Mitleiden der Ohnmacht der anderen und ihrer Hilflosigkeit, ihrem Ausgeliefertsein und ihrer Verzweiflung. Das aufmerksame Hinhören, die fürsorgliche Begleitung in oft ausweglosen Situationen und das Wachbleiben, wenn wir am liebsten einschlafen möchten, weil uns die Last zu schwer geworden ist: darin erweist sich, dass wir selbst das Leiden mitzutragen versuchen. Das werden wir ohne zu beten nicht durchstehen. Passionswege mitgehen, birgt den Wunsch, sie möglichst bald wieder zu verlassen. Darum: „Wachet und betet!“ Gottes Wege enden nicht in der Passion. Ostern ist das letzte Wort Gottes. Auch die Auferstehungserfahrungen mitten in Leben gehören dazu. Für sie gilt das Gleiche wie für das Mitleiden: Mitfreude mit allen Sinnen mit dem Glück des anderen. Das neidlose Sich – Mitfreuen ist für andere ein pures Geschenk. – Mitleiden und Sich – Mitfreuen ereignen sich – beidseitig – in der Tiefe als oder wie eine Begegnung mit dem Göttlichen, mit dem Heiligen. Und beides hinterlässt ein Gefühl der Verbundenheit mit Gott, mit der Quelle der Liebe und der Lebenskraft, einen inneren Frieden und Dankbarkeit.
Mit herzlichen Segenswünschen für die Passions- und Osterzeit
Ihre Pfarrerin
Gita Leber