Veranstaltungen 2019

Wohnsitzlose im Nationalsozialismus

Der abwesende Gott – Veranstaltungsreihe

Zwischen Zeilen – Eine Stunde Schönheit

In diesem Jahr wird es zur Buchmesse in unserer St. Katharinenkirche im Rahmen von Open Books wieder unsere Zwischen Zeilen geben, Autor*innen lesen Texte von verfolgten Autor*innen.
Für mich ist das immer wieder eine Gelegenheit, Texte von mir gänzlich unbekannten Schriftsteller*innen zu hören, die einen ganz neuen Blick auf Krisenländer werfen. Natürlich geht es oft um Verfolgung und Gefängnis, aber auch um Schönheit, Poesie und Liebe.
Auch in diesem Jahr lesen wieder viel bekannte Autor*innen bei uns in der Kirche. Besonders freue ich mich, dass dieses Jahr auch Deniz Yücel mit dabei ist, der ja nach über einem Jahr Haft in der Türkei im Februar 2018 wieder nach Deutschland zurückkehren konnte – während dort viele andere Schriftsteller und Journalisten nach wie vor inhaftiert sind.
Den Friedenspreis des Börsenvereins des deutschen Buchhandels erhält in diesem Jahr Sebastiao Salgado, für mich eine hervorragende Wahl zur rechten Zeit. Der brasilianische Fotograph fasziniert mit seinen atemberaubenden Bildern von Schöpfung, Arbeit und Flucht.
Als Einführung in sein Werk wählen wir diesmal einen anderen Weg: Am Freitag, 18. Oktober, werden wir in den E-Kinos an der Hauptwache den Dokumentarfilm „Das Salz der Erde“ von Wim Wenders zeigen, in dem die großartigen Bilder des Künstlers im Mittelpunkt stehen. Im Anschluss werden wir mit Prof. Stephan Füssel, der mit seinen Studierenden Sebastiao Salgado für den Preis vorgeschlagen hat, über diese Wahl sprechen.

Szenenwechsel 2019/3

Die Reformation ist ohne die Musik nicht denkbar. Im Kampf um den richtigen Glauben wurden gerade auch von Luther Choräle eingesetzt, der Gemeindegesang entstand. Eine singende Gemeinde, Lieder zum Kirchenjahr oder als Katechismus zu Grundsätzen des Glaubens, das war neu. Auch bei der Hausandacht wurden die bekannten Gemeindelieder gesungen und auswendig gelernt.

In unserer St. Katharinenkirche ist das „Lob der Musik“ immer präsent: in den Orgelmusiken, den BachVespern, den Konzerten, in den Fenstern von Charles Crodel und auch in den Emporenbildern. Im Szenenwechsel „Lob der Musik“ wollen wir diese Bilder in den Blickpunkt rücken.

Zweimal wird David Harfe spielend dargestellt: In der Bibel wird er als Sänger, Harfenspieler und Autor vieler Psalmen genannt. Mit seiner Harfe vertrieb er die bösen Geister Sauls, später begleitete er sich damit (möglicherweise) beim Psalmensingen für Gott.
König David spielte wohl Harfe – aber sicher keine Orgel! Dennoch wird hier eine aufgeklappte Hausorgel mitten im königlichen Palast präsentiert. Daniel Thielen hat die Orgel als Emblem aus Johann Arndts wahrem Christentum übernommen. Dort steht als Unterschrift „dem Meister zu Ehren.“ Musik wurde zu Gottes Lob gespielt.

Im 17. Jahrhundert wurde neben anderen Tasteninstrumenten die Hausorgel als beliebtes Instrument in bürgerlichen Häusern aufgestellt und zu häuslichen Andachten verwendet. Es entstanden zunehmend Kompositionen für diese private häusliche Musik. Als Frucht der Reformation entstand diese frühe Form der „Hausmusik“ mit Gesang, Cembalo, Flöten oder auch Orgel.
Dadurch, dass die Orgel geöffnet abgebildet wird, lässt sei einen Blick auf die Mechanik und den Windkanal zu. In der Zeit der beginnenden Aufklärung ein Hinweis, dass Frömmigkeit und technische Entwicklungen sich nicht widersprechen. Auch mit Mechanik kann Gott gelobt werden.
Religiöse Musik: für den häuslichen Gebrauch komponiert, im Haus musiziert und zur Vernissage der nächsten Ausstellung unserer Emporenbilder von Jana Baumeister (Sopran) und Martin Lücker (Orgel) dargeboten. Schemelli-Lieder von Bach, biblische Historien von Johann Kuhnau und die Tabakspfeife von Bach nehmen uns mit in die pietistische Hausfrömmigkeit im 17./18. Jahrhundert und damit in die Zeit der Entstehung unserer alten Katharinenkirche. Gott loben, mit singen und spielen, aber nicht nur in der Kirche, sondern auch in der privaten Frömmigkeit.

Szenenwechsel 2019/3 ab 10.9. 2019 in der Katharinenkirche und am 10.9. um 18.00 Uhr Vernissage mit Jana Baumeister (Sopran) und Martin Lücker (Orgel)

 

Szenenwechsel 2019/2

Für den Szenenwechsel 2019/2 habe ich drei Bilder ausgewählt, die sich dem Pfingsten widmen, aber alle drei in ungewohnter Weise: Aaron, der Bruder von Mose, opfert einen Stier, aber die Flammen, die zu Gott emporlodern, mischen sich mit Feuerzungen, die Gott vom Himmel auf die Erde schickt. Der Prophet Joel wird dargestellt, aber  hinten im Obergemach des Hauses sieht man Jesu Jünger, auf die die der Heilige Geist herabkommt. Eigentlich gehört diese Darstellung ja noch nicht ins Alte Testament, aber weil Petrus an Pfingsten den Propheten Joel zitiert („Ich will meinen Geist ausgießen über alles Fleisch“) wird Joels Prophezeiung als Voraussage für Pfingsten gesehen.

 Schließlich die Darstellung des Pfingstwunders von Christoph Metzger: Maria sitzt inmitten der Jünger, Feuerzungen über den Köpfen und Maria mit Heiligenschein. In der Bibel wird sie in der Pfingstgeschichte nicht erwähnt. Die Darstellung erinnert eher an ein katholisches Andachtsbild zur Inthronisierung von Maria als Himmelskönigin als an ein Pfingstbild in einer evangelischen Kirche. 

Aber gemäß dem Motto: „Gottes Geist weht, wo er will“ (nach Johannes 3) bleibt ja das Pfingstwunder und die Ausschüttung des Heiligen Geistes nicht auf die Jünger beschränkt, er ergreift viele Menschen – und sicher hat er auch Maria ergriffen. Pfingsten in St. Katharinen – und das bis September!

Szenenwechsel 2019/1

Der Szenenwechsel, die Präsentation der Emporenbilder aus der alten St. Katharinenkirche, geht ins dritte Jahr. Immer wieder überraschen mich diese „alten Schinken“ mit spannenden, manchmal auch abgedrehten Darstellungen, ich erinnere nur an das Skelett mit eingeschlossenem Menschen oder jüngst das Auge mit dem Fernrohr.
Der nächste Szenenwechsel besticht nicht durch gestalterische Raffinesse, sondern durch theologisch spannende Interpretationen. Es geht um den „Durchzug durchs Wasser“, aber nicht nur durch das Rote Meer, auch die Überquerung des Jordans nach 40 Jahren Aufenthalt in der Wüste wird in Szene gesetzt wie der Auszug aus Ägypten.
In priesterlichen Gewändern zieht eine feierliche Prozession mit der Bundeslade ins gelobte Land ein, durch den Jordan. Dabei ist dieser aufgestaut wie das Rote Meer beim Auszug der Israeliten aus Ägypten. Somit schließt sich der Kreis von Auszug, Durchzug und Ankunft. Wie der Jordan sich zu solch einer Wand aufstauen kann, ist mir ein Rätsel, es ist nicht der Amazonas, bei dem man sich solch eine Urgewalt ja noch vorstellen könnte. Der Durchzug ist eher symbolisch gemeint und die Wogen des Jordans wirken beinahe wie Palmwedel, mit der der Prozession Luft zugefächelt wird wie einem König. Gott leitet sein Volk hin ins gelobte Land: mit seiner Präsenz in der Bundeslade (angezeigt durch den Glorienschein der Seraphim) geht Gott wie beim Auszug dem Volk voran und wird sein Volk begleiten auf dem Weg ins gelobte Land.
Das eigentlich spannende auf dem Bild ist eher klein und beinahe unscheinbar: rechts von der vorgestreckten Hand des Priesters ist eine Frau im blauen Gewand auf einem Esel zu sehen: Maria und Joseph mit dem Jesuskind auf der Flucht nach Ägypten! Sie reihen sich ein in den Triumphmarsch des Volkes Israel. Die drei haben auf dem Bild eigentlich natürlich nichts zu suchen, doch theologisch ist dieses Detail höchst bedeutend. Denn mit diesem kaum sichtbaren Detail stellt Christoph Metzger in seinem Bild die Verbindung zwischen Verheißung und Erfüllung im Alten Bund mit Israel und im neuen Bund in Jesus Christus dar. Wie Gott die Israeliten auf ihrem Weg durch die Wüste begleitet hat, so wird er auch Jesus und seine Familie begleiten auf ihrer Flucht nach Ägypten und wieder ins gelobte Land zurückbringen.
Das Gemälde von Christoph Metzger ist als Symbol für die gläubigen Menschen zu sehen: wer Gottes Geboten folgt, den wird Gott durch die Wüste in gelobte Land führen, beschützt vor den Gefahren der Natur und der Mächtigen.

Evangelisch-lutherische St. Katharinengemeinde