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Impuls zum 2. Sonntag nach Ostern – Misericordias Domini

Von der Barmherzigkeit Gottes – Predigttext: 1.Petrus 2, 20-25

Pfarrerin Dr. Gita Leber
St. Katharinengemeinde
Frankfurt am Main

Marco Antonio Cavazzoni (um 1490 – nach 1559) „Salve Virgo”
Martin Lücker an der Johann-Patroklus-Möller-Orgel (1736) der Abtei 
Marienmünster

Gnade sei mit Euch und Friede von dem der da war, der da ist und der da kommt. Amen.

Liebe Gemeinde,
denken wir daran: Wir müssen alles erwarten. Auch das Gute.
Das ist auch eine Gnadenerfahrung.
Denken wir daran: Wir müssen alles erwarten. Auch den Guten.

Den guten Hirten. Das Johannes-Evangelium nennt Jesus den „guten Hirten“. Der Gedanke, von Jesus als dem guten Hirten begleitet zu sein, seinen Geist in sich zu tragen, kann eine Hoffnungsperspektive für all die sein, die sich in den Wüsten ihres Lebens befinden. Der Verfasser des 1. Petrusbriefs nennt Christus den „Hirten und Bischof eurer Seelen“.

Seine Adressaten sind Sklavinnen und Sklaven, denen er in ihrem Leid Christus, den Gekreuzigten, als Vorbild nennt. Er mahnt und tröstet: sie mögen auf Beschimpfung ihrer Peiniger und auf Vergeltung verzichten.

Wir leben rund 2000 Jahre später. Wir in Deutschland leben nicht in der Sklaverei. Wir wissen aber, dass Christinnen und Christen in anderen Ländern verfolgt werden; in der Arbeit versklavt. Und wir in Frankfurt? Wir leben frei – zurzeit unter sehr besonderen Umständen, zum Schutz von Leben, in unserer Freiheit vorübergehend eingeschränkt. Doch auch wir leiden an Erfahrungen (vielleicht gerade in diesen Wochen der Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus) wie diesen: uns trifft eine unbesiegbare Krankheit; uns trifft die Härte eines Verlusts – eines Menschen, der uneingeschränkten Bewegungsfreiheit, der geistigen Klarheit, der Arbeitsstelle; uns plagt die Schwermut; uns fehlt etwas oder jemand…

Denken wir daran: Wir müssen alles erwarten:  Auch das Gute.

Denn wir erleben auch:

Die Nähe, die wir gespürt haben, treibt uns aufeinander zu. Die Vergebung, die wir erfahren haben, lässt uns vergeben. Der Tod des guten Hirten und seine Auferstehung am Ostertag entlassen uns in die Freiheit und in die Verantwortung für unser Leben und das Leben aller Menschen. Kindliche Prägungen haben wir bekommen: Das Bild vom guten Hirten, der sein Lämmchen auf den Armen trägt. Ja, kindliche Prägungen: Da kommst du her. Aus Worten wie diesen: Fürchte dich nicht. Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen. Er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen. Der ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Aus Gesten wie diesen bist du geboren: Er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie. Schrieb in den Sand, und bedrohte den Sturm. Erinnere dich in deinem Leben daran. Tue es. Die Wölfe werden dir so nichts anhaben können. Sie werden da sein. Sie werden dir Angst machen. Du wirst erschrecken. Aber fressen werden sie dich nicht. So werden eine Herde und ein guter Hirte sein. Man wird den Hirten / die Hirtin an dir erkennen.

Es braucht keinen Hirten Jesus, der im Hier und Heute körperlich anwesend ist. Er lebt in dir. Der eine Mensch hat den einen Tod überwunden und darin auch deinen. Ewiges Leben hast du schon. Jetzt lebe für das Leben. So nützt es der ganzen Welt. Und vergiss nicht: Wir müssen mit allem rechnen. Auch mit dem Guten. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Girolamo Frescobaldi (1583–1643) Canzona quarta in F
Martin Lücker an der Johann-Patroklus-Möller-Orgel (1736) der Abtei 
Marienmünster

Hier können Sie die ausführliche Predigt lesen.